Sylarna

Sylarna

Samstag, 8. November 2014

eine kurze Gute-Nacht-Geschichte aus Schweden

Hallo ihr Lieben, es ist wieder soweit, ich habe eine Geschichte für euch. Neue Abendteuer unseres hübschen Burschens! Also schnappt euch n Tee und ne Kuscheldecke, es ist Geschichten-Erzähl-Zeit:

Es ist 8 Uhr morgens…heute wollte er mal früh aufstehen, er drück auf „schlummern“ und nuschelt zu sich selbst: „nur einmal…“ Vier Schlummer-Phasen später taumelt er unter die Dusche, ein wenig stolz auf sich, dass er heute so früh aufgestanden ist. Unter der Dusche wippt er leicht hin und her um so viel von dem kläglichen Wasserstrahl der aus seiner Dusche getröpfelt kommt auf sich zu verteilen. Von der Fensterbank blechert sein Handy das neue Album von den Beatstakes…jetzt noch ne Kaffeemaschine zu Hause und der Morgen wäre perfekt.

Geduscht, abgetrocknet und angezogen reißt er die Vorhänge auf. In den ersten Tagen tat er das noch ohne sich vorher anzuziehen. Ein Jahr im dritten Stock zu wohnen, in einer Wohnung wo es sowieso keine Vorhänge gab hat seine Wirkung gezeigt. Doch als er das ein paar Mal gemacht hatte und ihm kurz darauf durch den Kopf schoss „Verdammt ich wohne ja jetzt im Erdgeschoss“ und ihn so seine Nachbarn besser kennen gelernt hatten, als ihnen lieb war, änderte er sein Morgenritual: zuerst anziehen, dann Vorhänge öffnen. Man lernt nie aus im Leben! An diesem Morgen war etwas anders: der wunderschöne, für Schweden recht warme Herbst war über Nacht einem Schneesturm gewichen. Der Winter markierte sein Terrier und zeigte wer hier in Schweden die Hosen anhatte. Unser Protagonist war froh für heute ein Taxi organsiert zu haben! Mit dem Fahrrad zum Flughafen wäre unmöglich gewesen (selbst bei gutem Wetter wäre es eine bescheuerte Idee gewesen musste er sich eingestehen).

Kurze Zeit später kommt Martjin mit seinem Auto vorgefahren, lädt ihn ein und beide machen sich auf den rutschigen Weg zum Flughafen um Marte abzuholen. Das Beste am Östersunder Flughafen ist, dass es vollkommen unmöglich ist sich zu verpassen. Selbst mit dem Orientierungssinn einer Bockwurst kann man sich dort mühelos zurecht finden. Nimm dir mal ein Beispiel Frankfurt!
Der Pilot landete das Flugzeug sicher auf der Landebahn, die zuvor von 5 riesigen Schnee-Räume-Maschinen bearbeitet wurde und kurz darauf kommt Marte durch die Glastür und läuft auf ihn zu.

Die sieben Tage zusammen verfliegen gerade zu und kaum haben sie sich versehen ist die gemeinsame Zeit schon wieder zu Ende. Auch wenn seine Professoren sich anscheinend dazu entschlossen hatten den beiden so wenig Zeit zusammen wie möglich zu lassen und sämtliche (3!) Abgaben in diese eine Woche gelegt hatten (DANKE an dieser Stelle!), hatten die zwei eine gute Zeit zusammen. Marte hatte die Chance seine neuen Freunde und sein neues Leben ein wenig kennen zu lernen. Eine Gatsby-Party, ein Hiking-Trip nach Forsaleden, ein Tag in der Sauna und viele ruhige Stunden zusammen (leider teilweise auch in der Bibliothek der Uni) rundeten die ganze Sache ab.

Es ist 7 Uhr morgens und heute ist kein „schlummern“ angesagt. Er schält sich aus dem Bett und zieht alles an, was er in seinem Schrank findet. Gestern hatte er Otto versprochen mit ihm an den See zu fahren um Video-Aufnahmen für ein Geschenk zu machen. Versprochen ist versprochen….Idiot! Draußen sind es schnuckelige -6 Grad und das Fahrradfahren wird zu einem Adrenalin-Extremsport. Gegen aller Wahrscheinlichkeit erreichen beide unversehrt den See und machen geniale Aufnahmen…doch nach einer Stunde an der frischen (!!) Luft geht es schnell wieder zurück…es ist doch etwas kalt. Nachdem er eine halbe Stunde an seinem Esstisch gesessen hat, darauf wartend, dass der Schmerz in seinen Fingern nachlässt, kommt er zu zwei Erkenntnissen: „Diese Handschuhe zieh ich nie wieder an!“ & „Ich muss jetzt Dezemberträume von Rolf Zuckowski hören“. Gedacht getan: zu „Es schneit es schneit kommt alle aus dem Haus“ geht er unter die heiße Dusche…für sehr sehr lange!

Dann geht’s ab in die Uni (wieder auf dem Fahrrad….No Risk No Fun - das ist sein Motto ) zu einer 90 Minuten Vorlesung. An der MidSweden Univeristy gibt es nur wenige Vorlesungen, der Fokus liegt auf Selbststudium. Was vollkommen okay ist, wenn die vorhandenen Vorlesungen nicht vollständige Zeitverschwendung wären...was hier leider der Fall ist. Die Lehrbeauftragten sprechen als wüssten sie selber nicht was auf ihren Folien steht und lesen diese einfach stupide ab (außer Oloof, der Business Ethics in 90 min verständlicher vermitteln kann als Fredebeul Krein in einem Semester). Nach der Uni geht es in die Boulder-Halle zu der man 1 Minute mit dem Fahrrad braucht. Hier kommt unser Held endlich ein wenig mehr in Kontakt mit Schweden und kann sein bisher sehr mickriges Schwedisch ein wenig aufpolieren. Er merkt wie gut es ihm tut nach so vielen Jahren wieder regelmäßig klettern gehen zu können und wie schön es ist, nicht alles verlernt zu haben (Ego-Boost).
Als er zwei Stunden später vor seiner Haustür steht, nach oben schaut und durch die schneebedeckten Baumwipfel die Milchstraße sieht sagt er zu sich selbst ganz leise: „Selten ging es mir so gut wie hier“.

So Kinder, jetzt trinkt euren Tee aus, geht Zähne putzen (mindestens drei Minuten!) und dann ab in die Kiste! Ich hoffe, dass bald wieder eine neue Geschichte zum Besten gegeben werden kann… und es nicht wieder einen Monat dauert. Es ist natürlich noch viel mehr passiert, aber dazu gibt es ja die Bilder Sektion auf der rechten Seite!